
Bei bestem herbstlichem und sonnigem Wetter unternahm ich eine abwechslungsreiche Radl-Tour am Niederrhein.
Mit dem Satz:„Schau mal, ein strampelndes Relikt aus dem Steinzeitalter“ wurde ich überholt und ich wusste im ersten Moment nicht, ob die Person mein Alter im Vorbeifahren identifizieren konnte oder ob er mein mit immerhin 21 Gängen ausgestattetes Öko-Rad meinte.
Sei´s drum. Das sollte meine gute Laune nicht trüben.
Ja, der Wind hatte es teilweise in sich, aber ich war voller Zuversicht, dass ich auf der Rückfahrt mit Rückenwind belohnt wurde und auch das Ausflugslokal am Ziel lud für die Motivation zu einem leckeren Kaffee ein.
Den frischen Gegenwind – und damit auch (m)eine verlangsamte Geschwindigkeit – nutzte ich, um mir die vorbeifahrenden großen und tief im Wasser gelegenen Containerschiffe aus aller Welt mit ihren bunten Flaggen auf der einen Seite und die von grasenden Schafen bevölkerte grüne und saftige Wiese auf der anderen Seite in Ruhe an mir vorbeiziehen zu lassen und bewusst wahrzunehmen. Ja, dieses „bewusst wahrnehmen“ ist ein Thema, da fällt mir natürlich mein BKE ein.
Mit Gegenwind haben oder hatten wir immer wieder bei Suchterkrankungen zu kämpfen. Die einen mehr, die anderen weniger. Aber wir alle – sei es: Betroffene, Angehörige, Freunde, Mitarbeitende, Arbeitskollegen – sitzen doch irgendwie im selben Boot und versuchen, ihren Weg wieder auf einen besseren und lebensfrohen Kurs zu bringen.
Mir ist bei dieser Öko-Radl-Tour klar geworden, dass ich oft selbst der größte Gegenwind für mich war und ich mich dadurch auch selber oft ausgebremst habe.
Erst durch den ersten und dann regelmäßigen Besuch bei und in meiner Gruppe habe ich Rückenwind in Form von aufklärenden und unterstützenden Gesprächen gespürt. Auch während der Corono-Zeit war dieser Rückenwind – Zoom sei Dank – spürbar und wichtig. Es ist einfach toll, was das BKE – also DU und IHR - für mich ausmacht.
Jeder von euch beschenkt mich mit Rückenwind, den ich anfangs vielleicht nur als kleine Stupser wahrgenommen habe; erst in der Gruppe, dann weiter durch das Kennenlern-Seminar. Weitere erfüllende und lehrreiche Veranstaltungen und vor allem die zwischenmenschlichen Gespräche und Erfahrungsaustausche innerhalb der Gruppe und im Landes- und Bundesverband sollten folgen.
Ich will gar nicht alles schönreden und behaupten, dass jetzt alles Friede, Freude, Eierkuchen in meinem täglichen Leben ist.
Auch bei mir gibt es Situationen, die ich als „Schlimmer als jetzt soll es aber bitte nicht werden “ bezeichnen würde. Aber ich weiß Menschen an meiner Seite, denen ich Vertrauen schenken kann – meiner Gruppe und der BKE-Gemeinschaft, also Dir und Euch. Dafür an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön. Vielleicht konnte ich Dir jetzt beim Lesen ebenfalls eine Anregung oder sogar ein bisschen Rückenwind für Deine nächste Etappe geben. Das würde mich sehr freuen. Also – mit Rückenwind geht´s besser und leichter - und Du und ihr seid und bleibt der Rückenwind für mich.
Es gibt diesen schönen Spruch, mit dem ich schließen und euch von Herzen alles Gute wünschen möchte:
Wenn es Dir schlecht geht, kannst Du Deine Gruppe brauchen. Wenn es Dir gut geht, braucht Deine Gruppe Dich.
© Bild und Text: Renate Herrmann, BKE-Marl