Abhängigkeit – Sucht – Suchtverhalten
Was macht eine Suchterkrankung aus? Gibt es bei den vielen verschiedenen Suchtmitteln und Suchtformen – stoffgebunden, nicht stoffgebunden und vieles mehr – Gemeinsamkeiten? Eine Grundlage, die uns Sucht erklärt? Die klare Antwort lautet: JA!
Egal ob alkoholabhängig, drogenabhängig, spielsüchtig, beziehungssüchtig – um nur einiges zu nennen – die „Grundbausteine“ für die Entstehung einer Suchterkrankung sind immer die gleichen. Sucht findet im Kopf statt.
Das klingt zunächst sehr abstrakt und einfach. Schauen wir uns diese Aussage also genauer an:
Moderne Forschungsergebnisse der Neuropsychobiologie und der bildgebenden Verfahren legen die Vermutung nahe, dass es im Hirnstamm ein alteingesessenes „Belohnungszentrum“ gibt. Dieses hat die Aufgabe, positive Gefühle zu erzeugen. Man kann das als ein „Hurragefühl“ beschreiben, welches sagt: „Das Leben ist schön!“ Dieses Belohnungssystem im Hirnstamm arbeitet mit dem Neurotransmitter Dopamin. Eine bestimmte, im biologischen Rahmen festgelegte Dopaminausschüttung erzeugt dieses angenehme Hurragefühl. Andere wichtige Neurotransmittersysteme, die daran beteiligt sind, werden hier aus Gründen der Komplexität nicht erwähnt.
Wenn wir uns vorstellen, dass dieses Belohnungssystem schon seit mehr als einer Million Jahre existiert und von der Natur als sinnvolle Ergänzung des menschlichen Daseins geschaffen wurde, lässt sich leicht ableiten, welche menschlichen Verhaltensweisen zu einer Ausschüttung von Dopamin im Hirnstamm führen können.
Diese natürlichen Verhaltensweisen sind:
- Ernährung
- Sexualität
- Beruflicher Erfolg (z. B. eine erfolgreiche Jagd)
- Kreativität (schon die Höhlenmenschen kannten Malerei)
- Körperliche Bewegung (Tanzen, Singen)
- Soziale Kontakte
Die Durchführung dieser Aktivitäten führt zu einer festgelegten Dopaminausschüttung, die das Hurragefühl auslöst. Eine erhebliche Steigerung der Ausschüttung durch die Kombination von verschiedenen Verhalten ist nicht zu erwarten, weil natürliche Mechanismen im Sinne eines biologischen Gleichgewichts nur wenig Variation erfordern. (Schneider 2011:11)*
Viele hunderttausend Jahre hat dieses System gut funktioniert. Es geriet durcheinander, weil die wiederholte Einnahme von „Hurragefühl-erzeugenden-Substanzen“ ebenfalls Wirkung auf die Dopaminausschüttung hatte. Das waren am Anfang wahrscheinlich Pflanzen wie z. B. Hanf und ähnlich wirkende. Dann kamen Alkohol und andere Suchtmittel mit ins Spiel. Und auch nicht stoffgebundene Abhängigkeiten, wie Glücksspielsucht, Kaufsucht, Beziehungssucht und viele andere, beeinflussen die Dopaminausschüttung.
Wichtig ist zu wissen, dass die Einnahme von psychotropen Substanzen (Suchtmitteln) zu einer vielfachen Ausschüttung von Dopamin führt. Diese Ausschüttung ist substanzabhängig und kann bis zum 20-fachen der natürlichen Dopaminausschüttung führen. Wenn dieser Wert erreicht wird, steigert sich das „Hurragefühl“ allerdings NICHT entscheidend! Der Effekt bleibt aus, wenn nicht weiter konsumiert wird – es stellen sich Entzugserscheinungen ein. In der Folge wird nicht mehr konsumiert, um das Glücksgefühl zu erleben, sondern um die Entzugserscheinungen zu beseitigen. (Schneider 2011: 197ff)*
Eine weitere Komponente von Suchterkrankungen ist die Vererbung: Studien belegen eindeutig, dass Kinder suchtkranker Eltern ein stark erhöhtes Risiko haben, ebenfalls zu erkranken. Wir sprechen hier von Vulnerabilität. Schneider (2011:149)*
Noch ein weiterer Aspekt ist hier zu nennen: das Zusammentreffen von einer weiteren psychischen Erkrankung mit der Abhängigkeit (die ja ebenfalls eine psychische Erkrankung ist). Das wird als Doppeldiagnose bezeichnet. (Trost, Schwarzer et.al 2013: 295 ff)*
In den Selbsthilfegruppen begegnet uns häufig die Kombination von Alkoholabhängigkeit und einer ausgeprägten Depression. Dabei kann es sein, dass sich die Depression aus der Abhängigkeit und dem daraus entstehenden Gefühl, diese nicht mehr kontrollieren zu können, entwickelt. Es geht aber auch umgekehrt: Die Depression ist zuerst da. Um die Antriebslosigkeit und das schlechte Gefühl zu lindern, greifen viele depressive Menschen zur Flasche und rutschen in die Abhängigkeit. Das liegt zum Teil wohl auch mit daran, dass Depressionen bis vor kurzem noch ein Tabuthema waren.
Bei anderen Substanzen wie Cannabis, Heroin, synthetischen Drogen kann der Konsum zu Psychosen führen. Nicht selten auch zu einer paranoiden Schizophrenie. Gerade bei Kindern und Jugendlichen geht der regelmäßige Cannabiskonsum häufig mit der Entwicklung von Psychosen einher, weil das Gehirn noch im Wachstum und somit besonders empfindlich ist.
Bei den zuletzt genannten Doppeldiagnosen ist eine professionelle Entgiftung und eine anschließende stationäre Therapie unumgänglich. (Trost, Schwarzer et.al 2013: 295 ff)*
Informationen über Sucht und wie man ihr begegnet
Meist sind Süchte der Versuch, sich selbst aus dem Weg zu gehen. Leider wird damit oft eine Sackgasse betreten. Wir bieten Menschen mit Suchtproblemen unsere Unterstützung an.
Längst ist bekannt, dass schon an sich harmlose Angewohnheiten zu Abhängigkeiten führen können - Sie machen uns erst unfrei und in vielen Fällen auch krank. Gleiches gilt für Suchtmittel.
Was kann abhängig machen?
Wann bin ich gefährdet?
Wann schon abhängig?
Wir haben Antworten. Zu den wichtigsten Suchtformen und Suchtmitteln gibt es entsprechende Informationen:
Wie komme ich selbst aus meiner Sackgasse?
Hier bekommen Sie erste Antworten auf die wichtigsten Fragen für Suchtkranke.
Was kann ich als Suchtkranke/r gegen meine Abhängigkeit tun?
Den ersten Schritt haben Sie schon getan: Sie verschließen Ihre Sinne nicht länger davor, dass Sie abhängig sind. Wer das erkannt hat und Wege aus der Sackgasse sucht, dem können wir helfen.
Kontakt zu uns, zu Ihresgleichen aufnehmen!
Wichtig ist: Sie sind nicht allein! Nehmen Sie Kontakt zu einer unserer Gruppen auf. Gleich vor Ort finden Sie dann eine Anlaufstelle. Diskretion ist Ehrensache. Sie können sich bei dem/der jeweiligen Ansprechpartner/-in gleich für einen ersten Gruppenabend anmelden - oder aber zunächst ein Einzelgespräch führen.
Am Gruppenleben teilnehmen, Un-Abhängigkeit lernen
Ihre Gruppe wird sich auf den oder die Neue gebührend einstellen – darin sind wir "Profis". Es wird Ihnen leichter fallen, sich gemeinsam mit Ihren neuen "Verbündeten" gegen Ihre Abhängigkeit zu wenden. Keine Bange: Was Sie umtreibt, haben viele hinter sich. Und wissen, wie man ihm begegnet.
Wie komme ich in eine Selbsthilfegruppe?
Zu einer Gruppe in Ihrer Nähe gelangen Sie am besten, indem Sie in der Spalte rechts oben Ihre Postleitzahl eingeben. Ein Klick auf "Suchen..." und eine oder mehrere Gruppen werden in Ihrer Nähe aufgeführt. Ein Klick auf die angezeigte Gruppe und Sie erhalten alle relevanten Informationen, wie Ansprechpartner, Kontakt- und Adressdaten.
Wie kann Angehörigen, Freunden und Kollegen geholfen werden?
Hier gibt es erste Antworten für Angehörige, Freunde und Kollegen.
Ich nehme an, mein/e Partner/-in, mein Kind, mein Elternteil ist süchtig. Wie kann ich das feststellen?
Nicht jedes extreme Verhalten, nicht jede Angewohnheit muss auch gleich eine Sucht sein. Aber wer wirklich süchtig ist, findet meist auch Wege, das recht gut zu verstecken. Ein Gespräch mit uns kann kein „Schnelltest" ersetzen. Wenn Sie sich aber etwas mehr Klarheit verschaffen wollen, sind die kleinen Testfragen zu den verschiedenen Suchtformen hilfreich:
Aufschluss liefert unser Selbsttest: ... für ANGEHÖRIGE, FREUNDE & KOLLEGEN
Wie kann ich meinem Angehörigen, meiner Angehörigen helfen?
Viele Abhängige gestehen sich ihre Sucht nicht ein. So mancher scheut auch den ersten Schritt, zum Beispiel zu uns. Dann ist es sinnvoll, ihm oder ihr diesen ersten Schritt zu ebnen.
Vereinbaren Sie ein diskretes Erstgespräch. Oder kommen Sie zu Gruppenabenden, von denen sich einige sogar ausschließlich an Angehörige richten. Sie können auch gemeinsam mit Ihren Angehörigen zu unseren Terminen kommen.
Wie kann ich mehr über Sucht erfahren?
Viel Wissenswertes zum Thema Sucht haben wir in unserer BKE Suchbroschüre zusammengestellt.
Du kannst sie hier als PDF herunterladen ...
Wer hilft mir bei Suchtproblemen?
Unsere Selbsthilfegruppen vor Ort
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Das BKE kann auf eine langjährige Erfahrung im Umgang mit Sucht und deren Überwindung zurückblicken. So ist jede unserer Gruppen vor Ort kompetent besetzt.